Lichtverschmutzung

Bereits bei der Suche nach einem geeigneten Standort für den Bau unserer Sternwarte, war die Dunkelheit des Nachthimmels der wesentlicher Standort- und Entscheidungsfaktor. Im Prinzip würde man davon ausgehen, dass sich die Dunkelheit des Nachthimmels im Durchschnitt nicht verändert. Aufgrund der Zunahme der Bebauung und durch langfristige Intensivierung von bestehender Beleuchtung (neue effizientere Leuchtmittel usw.) mußten aber auch wir eine Zunahme der künstlichen Aufhellung des Nachthimmels über die Jahre hinweg feststellen. aher beschäftigen wir uns – nach über 20 Betriebsjahren der Sternwarte – erneut mit dem Thema “Himmelsqualität” und der “künstlichen Aufhellung des Nachthimmels” – oder anders gesagt der “Lichtverschmutzung”.

Was ist Lichtverschmutzung?

Der Begriff “Lichtverschmutzung” ist eigentlich eine ungenaue Übersetzung des englischen Begriffs “Light pollution”. Gemeint ist die übermässige Aufhellung der nächtlichen Natur durch künstliche Lichtquellen – also die “Verschmutzung der Nacht durch Licht”. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts begann die Wissenschaft das Maß der Lichtverschmutzung zu quantifizieren und die Auswirkungen von künstlichem Licht auf Ökosysteme zu untersuchen.

Man hat dabei festgestellt, dass Schäden in den Ökosystemen, die durch Licht verursacht werden, vor allem durch die folgenden Faktoren beeinflusst werden:

  • die Lichtintensität (“Helligkeit”) der Beleuchtung
  • die Farbtemperatur (“Lichtfarbe”) des Lichtes
  • die Dauer der Beleuchtung
  • die Lenkung des Lichtes

Der Einfluss von ungesundem Licht ist in zahlreichen Studien nachgewiesen. Davon betroffen sind gleichermaßen:

  • die Tierwelt: Insbesondere nachtaktive Tierarten verlieren ihren natürlichen Lebensraum, Insekten verenden an hellen Laternen (an Stelle ihren Aufgaben zur Bestäubung nachzukommen oder als Element einer Nahrungskette für Vögel zu dienen). Falter bestäuben keine Nutzpflanzen mehr.  Zugvögel kommen vom Kurs ab.
  • die Pflanzenwelt: Licht beeinflusst das Wachstum und den Tagesrhythmus zahlreicher Pflanzen. Dass “viel Licht” auch “gut” für die Pflanzen ist, hat sich als Irrtum herausgestellt. Vielmehr hat jede Pflanze ganz individuelle Rezeptoren für die o.g. Faktoren einer Beleuchtung. Werden diese falsch genutzt, wird der Pflanze durchaus Schaden zugefügt. Beispiel: Falsch geplante Strassenlaternen können verhindern, dass Bäume oder Nutzpflanzen im Winter die Blätter rechtzeitig abwerfen. Frostschäden sind die Folge.
  • der Mensch: Seit einigen Jahren wissen wir um den Zusammenhang des Lichts mit der Bildung wichtiger Hormone, die den Tagesrhythmus des Menschen steuern (z.B. über die Bildung des Melatonin). Künstliche Beleuchtung (genauer: zu helles Licht zur falschen zeit mit falscher Farbtemperatur) greift schnell in den Hormonhaushalt ein. Ein gestörter Tagesrhythmus wird mit Übergewicht, Depressionen, Schlafstörungen, Diabetes in Verbindung gebracht. Übrigens ist Melatonin (das in der Dunkelheit ausgeschüttet wird) ein natürlicher Hemmstoff gegen das Wachstum von Krebszellen.
  • die Astronomie: Die Lichtverschmutzung wächst mit 3-6% pro Jahr schneller als die Weltbevölkerung. Satellitenaufnahmen dokumentieren diese Zunahme seit mehreren Jahren. Auf dieser Karte der Lichtverschmutzung können Sie sich selbst ein Bild davon machen.

Was tun wir auf dem Peterberg? Licht aus?

Abhilfe gegen Lichtverschmutzung auf dem Peterberg bedeutet glücklicherweise nicht, dass das Leben im Umkreis der Sternwarte nur noch mit Kerzenlicht stattfinden kann. Nein, es gibt recht einfache technische Lösungen, die an den zuvor genannten vier Faktoren ansetzen. Aber auf welcher Ebene sucht man sich Gesprächspartner? Und hört einem überhaupt jemand zu?

Für einen kleinen Verein, wie den VAS e.V., scheint es erstmal nicht umsetzbar. Aber es ist wie bei einem Raketenantrieb mit geringer, aber dauerhafter Beschleunigung – im Laufe der Zeit kommt eine erstaunliche Geschwindigkeit zustande. Und wir haben zwei Werkzeuge mit denen wir arbeiten können: Information und Dokumentation.

Zuerst haben wir Kontakte auf Kreisebene gesucht – und gefunden. Seit 2016 gibt es regelmäßige Treffen mit dem Landkreis St. Wendel, der Tourist-Information Sankt Wendeler Land und den Kommunen Nohfelden und Nonnweiler, die letztlich das Projekt Sankt Wendeler SternenLand auf den Weg gebracht haben. Mit dieser Unterstützung ist es möglich nachhaltige und sachliche Informationsarbeit auf unterschiedlichen Ebenen zu leisten (Gemeinden, Gewerbetreibende, Anwohner).

Um nun auch das zweite Werkzeug dauerhaft einzusetzen, haben wir eine stationäre Messeinheit für die Himmelsqualität im Aussenbereich der Sternwarte Peterberg montiert. Somit stehen uns hochaufgelöste Daten zur Verfügung, um aktuelle Werte und zukünftige Veränderungen zu dokumentieren. Ergänzt werden soll die numerische Erfassung durch eine All-Sky-Kamera, die dann auch weitere wissenschaftliche Anwendungen zulässt (Meteore und ähnliches).