Komet C/2023 A3 (TSUCHINSHAN-ATLAS) : Ist bald ein heller Komet am Himmel zu sehen?

Der Komet C/2023 A3 (TSUCHINSHAN-ATLAS) könnte möglicherweise in den kommenden Wochen zu einem hellen Objekt am Himmel werden. Entdeckt wurde der Komet am 9. Januar 2023 mithilfe des 1,04 m-f-1,8-Schmidt-Teleskops an der Sternwarte am purpurnen Berg in China. Später wurde eine kometarische Aktivität bemerkt, nachdem der Komet zunächst als Asteroid eingestuft worden war.Der Komet durchlief am 27. September 2024 sein Perihel (das ist der sonnennächste Bahnpunkt) in einer Entfernung von 0,391 AE (1 Astronomische Einheit ist der Abstand Erde-Sonne, ca. 150 Mio. Kilometer) und wird seinen erdnächsten Bahnpunkt am 12. Oktober 2024 mit einer Entfernung von rund 70 Mio. Kilometer erreichen.

Doch wie hell wird er werden? Steht nach C/2020 F3 (NEOWISE) wieder ein mit dem bloßen Auge sichtbarer Komet am Himmel bevor, evtl. sogar ein großer Komet? Diese Antwort lässt sich bei Kometen nie wirklich seriös im Vorfeld beantworten. Dem bekannten Kometenentdecker David H. Levy wird das Zitat „Comets are like cats: they have tails, and they do precisely what they want” („Kometen sind wie Katzen: Sie haben Schwänze und machen genau das, was sie wollen“) nachgesagt.

Tatsächlich gab es in der Vergangenheit immer wieder spektakuläre Prognosen, die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt haben. Zu nennen sind hier der „Jahrhundertkomet“ C/1973 E1 (Kohoutek) und zuletzt vor 11 Jahren der Komet C/2012 S1 (ISON). Beide wurden seitens der Medien groß angekündigt, blieben jedoch weit hinter ihren Erwartungen zurück. C/2012 S1 (ISON) zerfiel sogar in Sonnennähe.

Grundsätzlich sind solche Helligkeitsprognosen schwierig. Dazu muss man wissen, dass Kometen eisige Schmutzbälle sind, deren Kern aus Gestein, Staub und gefrorenen Gasen (hauptsächlich Wasser, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid) besteht.  Bei Annäherung an die Sonne wird die Oberfläche erwärmt und das gefrorene Innere fängt an zu sublimieren,  geht also vom festen in den gasförmigen Zustand über. Dabei entsteht zunächst ein Staubkokon um den eigentlichen Kometenkern, der sich dann ausbreitet (dieser Bereich wird Koma genannt) und später der charakteristische Schweif. Ein größerer Kern, der mehr Gas enthält, hat somit mehr Potenzial, einen hellen Kometen hervorzubringen. Der eigentliche Kometenkern ist jedoch sehr dunkel, daher werden die meisten Kometen auch erst entdeckt, nachdem sie eine Koma gebildet haben. Aufgrund dessen ist die Größe des Kerns meist unbekannt und wird mit den beobachteten Ausgasungen geschätzt. Für ISON wurde zunächst ein Kern von mehreren Kilometern Durchmesser angenommen, später stellte sich jedoch heraus, dass der Kern nur ein paar Hundert Meter maß.

Wie sieht es aber nun mit den aktuellen Helligkeitsprognosen für den jetzigen Kometen aus und wann wird er wo zu sehen sein?

Im Moment (Stand 28.09.2024) rechnet man mit einer Maximalhelligkeit um die 2m bis 3m, das bedeutet zwischen der zweiten und dritten astronomischen Größenklasse. Erste visuelle Sichtungen (also mit dem Auge, ohne optische Hilfsmittel) von der südlichen Hemisphäre sind inzwischen bekannt.  Zum Vergleich: die Helligkeit des Polarsterns beträgt ca. 2m, Objekte mit 3m sind jedoch rund 2,5 x lichtschwächer. Das Helligkeitssystem der astronomischen Größenklassen ist ein logarithmisches, Objekte der Größenklasse 4m sind wiederum 2,5 x lichtschwächer als Objekte der Helligkeit 3m. Um den 06.10.2024 könnte sogar 0m kurzzeitig erreicht werden. Aus den oben genannten Gründen sind alle diese Prognosen mit Vorsicht zu genießen.

Für die Sichtbarkeit lohnt es sich, die Bahn des Kometen zu betrachten. Dieser hat sich bis zum 27.09.2024 der Sonne genähert, wobei die Bahn zunächst Beobachter der südlichen Hemisphäre begünstigt:

Abbildung 1: C/2023 A3 (TSUCHINSHAN-ATLAS) im Perihel am 27.09.2024. Quelle: https://ssd.jpl.nasa.gov/tools/sbdb_lookup.html#/?sstr=2023%20A3&view=VOP

Die Bahn des Kometen führt ihn danach zwar am Himmel in nördlicher Richtung, jedoch wird der Winkelabstand zur Sonne geringer, womit sich die Beobachtungsbedingungen zunächst verschlechtern:

Abbildung 2: C/2023 A3 (TSUCHINSHAN-ATLAS) am 08.10.2024. Quelle: https://ssd.jpl.nasa.gov/tools/sbdb_lookup.html#/?sstr=2023%20A3&view=VOP

Eine günstige Phase besteht in der Zeit vom 1. bis 5. Oktober, da der Komet dann heller wird, ein Mindestabstand zur Sonne aber immer noch gegeben ist. Beobachter sollten in dieser Zeit am Morgenhimmel ca. 45 Minuten vor Sonnenaufgang Richtung Osten schauen, ein Fernglas sollte ebenfalls benutzt werden. Eine freie Horizontsicht ohne Lichtverschmutzung ist dabei notwendig. Am 30.09.2024 kann der Mond als Hilfe benutzt werden:

Abbildung 3: Anblick des Morgenhimmels am 30.09.2024 gegen 07.00 Uhr. Der Komet steht unterhalb des Mondes. Quelle: Stellarium

Ab dem 06. Oktober wird es immer schwieriger, den Kometen zu beobachten, da er sich aus unserer erdgebundenen Sichtweise der Sonne nähert. Eine zweite Phase besteht dann ca. ab dem 07.10.2024, wenn der Komet nahe seinem Helligkeitsmaximum sein sollte. Bis dahin hat ihn seine Bahn aus dem Sichtfeld der Sonne geführt und der Komet erscheint zunächst jedoch noch sehr tief am Abendhimmel. In den kommenden Tagen steigt er zwar immer höher über den Horizont, sollte jedoch gleichzeitig dunkler werden. Zudem stört der zunehmende Mond zusehends.

Abbildung 4: C/2023 A3 (TSUCHINSHAN-ATLAS) im Perihel am 15.10.2024. Der Abstand zur Sonne ist deutlich günstiger als in den oben gezeigten Abbildungen.  Quelle: https://ssd.jpl.nasa.gov/tools/sbdb_lookup.html#/?sstr=2023%20A3&view=VOP

Abbildung 5: Anblick des Abendhimmels am 15.10.2024 gegen 19.45 Uhr. Der helle Stern Arcturus kann als Hilfe benutzt werden. Quelle: Stellarium

Auch für die Abendsichtbarkeit gilt: Ein Fernglas sollte unbedingt bei der Beobachtung dabei sein und eine freie Horizontsicht (mit möglichst wenig Lichtverschmutzung) sollte gewährleistet sein.

Abbildung 6: Aufsuchhilfe für den Zeitraum 13.10.2024 – 25.10.2024 am Abendhimmel jeweils gegen 19:30 Uhr. Neben dem Datum ist in Klammern die mögliche Helligkeit angegeben. Quelle: Stellarium

Es bleibt letztendlich abzuwarten, ob der Komet sich so verhält wie erwartet. Gerade das macht aber auch den Reiz bei der Kometenbeobachtung aus. Überraschungen, sowohl positiv als auch negativ, sind immer möglich. In jedem Fall lohnt sich ein Blick zum Himmel, günstiges Wetter vorausgesetzt.

Quellen:

https://cobs.si/comet/2410/

https://de.wikipedia.org/wiki/C/2023_A3_(Tsuchinshan-ATLAS)

http://forum.vdsastro.de/viewtopic.php?t=7126&sid=b9583333850e5989aa360f4b3015ac47

https://ssd.jpl.nasa.gov/tools/sbdb_lookup.html#/?sstr=2023%20A3&view=VOP

https://www.fr.de/wissen/lang-erwarteter-komet-tsuchinshan-atlas-ist-jetzt-am-himmel-sichtbar-93323230.html

https://de.wikipedia.org/wiki/C/1973_E1_(Kohoutek)

https://de.wikipedia.org/wiki/C/2012_S1_(ISON)

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https://www.fr.de/wissen/lang-erwarteter-komet-tsuchinshan-atlas-ist-jetzt-am-himmel-sichtbar-93323230.html

https://ssd.jpl.nasa.gov/tools/sbdb_lookup.html#/?sstr=2023%20A3&view=VOP

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